Corabia - Giurgiu
Hello St. pauli
Giurgiu/Romania
26. Jul. 2017 -
Dirk Wellmann
So ganz langsam werde ich mit den Rumänen warm. Gestern habe ich ein längeres Gespräch mit dem Hotelmanager geführt und ihn gebeten mir sein Land etwas näher zu erklären. Es geht tatsächlich um reine Freundlichkeit und Begeisterungsfähigkeit. Ich merke auch, dass mir die Leute gerne tausende Fragen stellen wollen, aber die Sprachbarriere sie scheuen lässt. So zeichnet sich ein bis jetzt durch und durch freundliches Land ab.
Heute war flach angesagt. Das wusste ich schon vorher und steckte mir 150 km ab. Das allerdings anfangs kaum eine Kurve zu durchfahren war, begann ich mich zu langweilen. Gerade als ich den Gedanken im Kopf gefasst hatte, ließ kein Hinterrad vom Bile Luft ab. Sehr viel Luft ab. Aha, dachte ich mir... wird ja doch nicht langweilig. Wie immer bei Schäden am Hinterrad muss das gesamte Gepäck runter unter Anhänger demontiert werden. Zum Glück steckte der Dorn noch im Mantel, sodass ich meinte, da sei ja dieses Mal einfach. Also schnell Flicken drauf und los gehts.
Doch beinahe so schnell, wie ich pumpte, ließ der Schlauch die Luft wieder. Verflixt.... denn ich hatte keinen Ersatzschlauch mehr. Also die Decke runter und den Schlauch noch einmal ganz genau untersucht. Siehe da: mir taten sich zwei Scheunentore auf. So hatte ich mir innerhalb von nicht mal ein paar Meter drei Löcher in den Schlauch gefahren.... 3(!!!). Ok... aufrauen, Pampe drauf und Flicken drauf. Pumpen, pumpen, pumpen und alles wieder montieren. Bis jetzt hält es.
Ok... dann zu den Kindern, welche heute winkten und sich zum Spalier zum Abklatschen aufstellten. Schmunzeln musste ich, als der Schlag einer schätzungsweise 13-jährigem so hart auf meine Handfläche traf, dass sie unmittelbar anfing ein wenig zu brennen. Laut lachen musste ich als mir ein vielleicht 8-jährigem zurief: Hello St. Pauli. Das fand ich extrem gut.
Ein Vorteil hat das flache Land: man sieht Gewitter und Niderschläge meilenweit und kann reagieren. Heute allerdings habe ich mich so von der Blitzen in der Ferne begeistern lassen, dass ich dem Gewitter mit der Ankunft im Hotel nur knapp entgehen konnte.
Die nächste Etappe geht 120 km durch Bulgarien. Morgen sind allerdings für den gesamten Tag Regenfälle angesagt. Blöd ist, dass ich schon weiß, wie die Straßen in Bulgarien ausschauen. Noch blöder ist, dass ich weiß, wie die Bulgaren Auto fahren. So trage ich mich ernsthaft mit dem Gedanken das Hotel für eine Nacht zu verlängern und übermorgen in der Sonne zu fahren. Unter den Umständen, denke ich, eine sichere Entscheidung.